Carl Eugen Beckmann (Carl II.)
„Gutsbesitzer und Diplomlandwirt Carl Eugen Beckmann (Carl II.) ist nicht nur ein profilierter Agrarpolitiker und Fachmann ersten Ranges im Landkreis Straubing, sondern darüber hinaus in ganz Bayern. Er hat es verstanden, Gut Eglsee immer an die modernen Zeitgeschehnisse anzupassen und zum Musterbetrieb im Gäuboden auszubauen. Maschinell war er ein Pionier für moderne Saat-, Pflege- und Ernteverfahren und ein erfolgreicher Züchter von Wintergetreide und in der Pferde-, Rinder- und Schafzucht. Auch international war Carl Eugen anerkannt. So war er eng mit Fürst Stirbey in Rumänien befreundet und hat ihm maßgeblich beim Aufbau der landwirtschaftlichen Betriebe mit über 8000 ha geholfen. Neben seinem unermüdlichen Schaffen hatte er viel Freude an der Bienenzucht sowie der Hege und Pflege der Jagd.
Carl Eugen hat sein fachliches Wissen und Können nie für sich behalten und stets in den Dienst der Gemeinschaft gestellt. Er war Gründungsvater der Molkereigenossenschaft Straubing, der Obst- und Gemüseverwertungsgenossenschaft mit einer Verteilstelle auf dem Münchener Großmarkt und weiteren elf landwirtschaftlichen Genossenschaften. Neben dem Schaffen auf der eigenen Scholle war er stets von den Werten des Genossenschaftswesens überzeugt. Weiterhin war er fünfzig Jahre Mitglied des Clubs der Landwirte München und war Initiator für den Club der Landwirte Straubing-Gäuboden. Seine Vision war es, dass der Vereinszweck der Kommunikation zwischen den Berufskollegen und der wissenschaftlichen Förderung in der Landwirtschaft gewidmet ist.“ (Straubinger Tagblatt 26.9.1965)
Carl Eugen Beckmann (Carl II.) wurde am 26. September 1882 auf Gut Loham als ältester Sohn des norddeutschen Gutsbesitzers Carl Philipp Paul Beckmann geboren. Zu Schulzeiten in Straubing und in München entsprach der groß gewachsene, hagere Typ genau dessen Gegenteil des niederbayerischen Penälers. Dadurch musste er schon als Jugendlicher lernen, sich durchzusetzen. Beim Studium an der landwirtschaftlichen Hochschule München-Weihenstephan (Dipl. Landwirtschaft) schloss er sich schnell mit Kommilitonen zusammen, die aus ganz Deutschland auf den „Berg“ bei Freising kamen. Seine Praktikumszeiten auf Gütern in Niedersachsen, Holstein, Ostpreußen oder im Burgund erweiterten sein umfangreiches fachliches Wissen. Nach Abschluss seines Studiums wirkte er als leitender Agrarinspektor auf dem Humboldt’schen Schlossgut Auleben am Kyffhäuser. Auch bei seinem Bruder Max Carl Beckmann, der in Deutsch-Afrika auf 5.000 ha Baumwolle und Sisal pflanzte, brachte er immer wieder sein Können vor Ort ein. 1907 übernahm der den Gesamtbesitz in Eglsee, erweiterte das Gut 1916 um das Vorwerk Gschwendt für die Tierzucht, was ihm besonders am Herzen lag. Er fuhr z. B. eigens mit dem Linienschiff von Bremerhaven in die USA, um von dort Zuchtstiere mitzubringen. Insgesamt über 80 Auszeichnungen und Medaillen von der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zeugen noch heute von seinem Erfolg.
Er führte den ersten Lanz-Bulldog und den ersten (gezogenen) Class-Mähdrescher in Bayern ein und hatte ein umfangreiches Netzwerk zu vielen Agraringenieuren in ganz Europa. Um die technischen Neuerungen für alle Berufskollegen erlebbar zu machen, veranstaltete er dafür alle drei Jahre einen Feldtag auf Gut Eglsee, wo bis zu 10.000 Landwirte sich die neueste Technik ansehen konnten. Für seine Söhne Friedrich Carl Max und Max Carl Friedrich kaufte er die Mühlenwerke Gleiwitz/Oberschlesien und Reuchelheim/Unterfranken. Sein ältester Sohn Carl Heinrich (Carl III.) übernahm das Gut Eglsee. Auf dem Weidehof in Gschwendt fand er immer den Ausgleich zur anstrengenden Arbeit auf dem Gut – sein bodenständiges Wesen machte ihn zu einem besonderen Menschen. Am 15. Juni 1965 starb er auf Gut Eglsee.
Weitere Informationen zu seinem Ehrenamt, seinem Wirken in der Pflanzenzucht und Tierzucht sind in den unterschiedlichsten Rubriken dieser Homepage zu finden.