Paul-Gerhardt-Relief

Pfarrer Paul Gerhardt und die Familie Carl Beckmann in Bayern

Die Vorfahren der Familie Carl Beckmann in Bayern kamen auch aus Preußen. Wohnorte der Ahnen von Eugenie Beckmann, geb. Doebbelin, waren vor allem Tangermünde, Potsdam und Lübben im Spreewald (alle in der Mark Brandenburg). Deshalb gibt es einen direkten Bezug zu Pastor Gerhardt, denn vielfach wurden meine Vorfahren von ihm getauft, konfirmiert, getraut oder beerdigt. Zuletzt wurde Wilhelm Christian Sickel (Ururgroßvater von Eugenie) im Jahr 1670 getauft. Dieser persönliche Bezug zu Paul Gerhardt ist bis heute gelebte Tradition in der Familie Carl Beckmann geblieben. Seine Lieder werden auch noch heute gerne bei Familienfestlichkeiten gesungen. Ihm zu Ehren wurde das Paul-Gerhardt-Relief von der Künstlerin Prof. Dr. Birgit Eiglsperger, die Professorin für Bildende Kunst an der Universität Regensburg und weithin bekannte Bildhauerin ist, entworfen und gestaltet. Der Bronzeguss zeigt den typischen Paul Gerhardt in andächtiger Haltung. Möge er auch weiterhin ein fröhlicher und stärkender Begleiter der Familie Beckmann auf Gut Eglsee sein.

Paul Gerhardt – preußischer Pastor und Lyriker

Die weltbekannten Lieder des preußischen Pastors und Lyrikers Paul Gerhardt wirken bis heute und sind jedem Christen präsent. Wie kaum ein zweiter Theologe hat er es verstanden, die Schöpfung dem Menschen im Wort und vor allem im Liedtext nahe zu bringen. Geboren am 22. März 1607 in Gräfenhainichen wird ihm der Pfarrberuf schon in die Wiege gelegt: Sein Großvater war in Eilenburg Superintendent der evangelischen-lutherischen Kirche. Nach dem frühen Tod seiner Eltern besuchte er die Fürstenschule St. Augustin in Grimma, gegründet von Moritz von Sachsen, die als Schmiede des sächsischen Pfarrers- und Beamtennachwuchses galt. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges – Hungersnöte, Seuchen und die Übergriffe der Soldaten – prägen seine Kindheit und Jugend, stärken aber auch seinen Glauben an Gott und Gerechtigkeit.

Paul Gerhardt immatrikulierte sich 1628 an der philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg und studiert Theologie. Neben seinem Studium lässt er sich auch von der Dichtkunst des Poeten August Buchner begeistern. Nach seinem Studium tritt Paul Gerhard unter anderem eine langjährige Pfarrstelle an der bekannten Nikolaikirche in Berlin an. Seine Kriegserlebnisse verarbeitete er in Gedichten und Liedtexten, in die er aber auch theologische Themen einfließen lässt. Damit gab er sich und seinen Zeitgenossen neuen Mut und Hoffnung.

Der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund war 1613 vom lutherischen zum reformierten, calvinistischen Bekenntnis übergetreten und erhob dieses zur Hof- und Beamtenreligion. Zwar gestattete er seinen Untertanen, weiterhin die lutherische Glaubensrichtung zu leben, allerdings kam es zu großen Spannungen. Paul Gerhardt verweigert seine Unterschrift auf dem Toleranzedikt; er blieb überzeugter Lutheraner. Infolgedessen wurde er als Pfarrer in Berlin entlassen.

Der Rat von Lübben, das damals zu Kursachsen gehörte, beruft ihn daraufhin in das Amt des Archidiakons. Mittlerweile Witwer, lebte er im Pfarrhaus an der Spree. Die Strahlkraft seiner Liedtexte bleibt ungebändigt und ist trotz der schweren Zeit immer lebensbejahend. Paul Gerhardt wurde nach seinem Tod am 6. Juni 1676 im Chorraum der Kirche in Lübben, die seit 1930 seinen Namen trägt, bestattet.

Die christlichen Liedtexte von Paul Gerhardt unterscheiden sich von den früheren  Kirchenliedern dahingehend, dass sie sich primär auf die Themen Hoffnung, Glaube und Liebe sowie Naturerlebnisse beziehen und dem Leben stets zugewandt sind. Sie erzählen dabei nicht nur von der Anbetung Gottes durch den Gläubigen, sondern preisen die Schönheit der Natur und des Glaubens. Sie dienen immer der Erbauung und sprechen ein individuelles Bekenntnis zu Gott aus. Dazu trägt auch bei, dass seine Texte den Charakter eines Volksliedes haben und vielfach mit schönen und einfach singbaren Melodien vertont wurden.

Paul Gerhardts Dichtungen haben die letzten 400 Jahren überdauert und stets sprachliche und konfessionelle Schranken überwunden. Seine bekanntesten Lieder sind vor allem „Fröhlich soll mein Herze springen“, „Ich steh an Deiner Krippe hier“, „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“.

Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.

Aus: Geh aus mein Herz und suche Freud

Text: Prof. Dr. Henning Böckemeier-Beckmann