Ostpreußischer Obelisk

Im Jahr 1896 gab es das Ansinnen den sog. ostpreußischen Obelisk im konzipierten Landschaftspark auf Gut Eglsee aufzustellen. Denn östlich des Eglsee war nicht nur ein dreiflügliches Herrenhaus mit Südveranda, Rosengarten, Autoremise sowie Teehaus und Pavillon geplant, sondern es sollte eine obeliskähnliche Skulptur aus ostpreußischer Eiche entstehen. 

Mein Urururgroßvater, der „Apotheker I. Klasse“ Dr. Eugen Julius Gustav Eduard Doebbelin (Inhaber der Fick’schen Apotheke in Lübben an der Spree; geboren 1828 auf Gut Gablick/Ostpreußen, Sohn des Rittergutsbesitzers Gustav Carl Wilhelm Doebbelin in Rastenburg, verstorben 1904 in Potsdam) wollte seiner Tochter Eugenie Maria Beckmann-Doebbelin (1862-1910) auf Eglsee ein Andenken an die ostpreußische Heimat stiften. Deshalb hatte er das Vorhaben, eigens einen Eichenstamm aus Masuren nach Eglsee zu transportieren. Ein Münchener Künstler hatte den Auftrag bekommen, den Obelisken anzufertigen. 

Der ostpreußische Obelisk wurde aufgrund der politischen Umbrüche – ebenso wie das Herrenhaus und der Landschaftspark – nie realisiert. Das heutige Herrenhaus auf Gut Eglsee wurde in einem wesentlich kleineren Ausmaß erst nach dem 1. Weltkrieg von Elisabeth Beckmann und ihrem Ehemann Dipl. Landwirt Carl Eugen Beckmann (Carl II.) 1920 errichtet. 

125 Jahre später wird nun nicht nur an den konzipierten Obelisk erinnert, sondern die Skulptur in einer modernen Gestaltung errichtet. Der Obelisk erinnert dabei an die preußischen Vorfahren der Familie Beckmann aus Rastenburg, Gut Gablick, Tangermünde, Stendal und Potsdam. Das Denkmal ist der „ersten“ Frau Beckmann gewidmet, die mit viel Mut ihrem Ehemann Carl Philipp Paul Beckmann (Carl I.) in das völlig unbekannte Niederbayern gefolgt ist. Laut Aufzeichnungen war sie der Natur sehr zugewandt und hatte ein besonderes Gespür für die Mitmenschen – auch im Gäuboden. Manchmal vermisste sie ihre (Ost-) Preußische Heimat sehr. 

Die namhafte Holzbildhauerin Martina Kreitmeier aus Altfraunhofen bei Landshut konnte 2020 gewonnen werden, einen modernen Obelisk aus einer bayerischen Eiche anzufertigen. Dabei werden zwar die ursprünglichen Maße des Obelisken von 1896 berücksichtigt, allerdings wird die Skulptur bewusst keine Originalanmutung aufweisen, sondern einen abstrahierten Bücherstapel darstellt. Dieser Umstand ist der Tatsache geschuldet, dass Eugenie und ihr Vater der Literatur sehr zugewandt waren. Um das Kunstwerk mit „echten“ Fundstücken aus Ostpreußen zu versehen, wurde auf einer Urlaubsreise 2018 durch das polnische Masuren auch Gut Gablick (Gawliki Male) besucht und Kiefernzapfen, Kieselsteine und Rindenstücke mitgebracht. Diese Gegenstände zieren als Bronzeabdruck den Obelisken heute. Die Straubinger Künstlerin Regine Herzog hat die Abgüsse entworfen und künstlerisch ausgestaltet. 

Quellen: Hausarchiv Gut Eglsee, Kreisarchiv Kreisbund Lötzen, Stadtarchiv Potsdam, Stadtarchiv Lübben/Spree, Hausarchiv Familie Max Beckmann Hausleiten/Oberbayern