Gut Eglsee als anerkannter Zuchtbetrieb

Die Tierzucht auf Gut Eglsee war neben der Saatgutvermehrung und den vielen technischen Errungenschaften weithin bekannt und anerkannt. So gab es bereits im Jahr 1891 nicht nur die bekannte Pferdezucht von Carl Philipp Paul Beckmann (Carl I.) – er war bekanntlich ein großer Pferdenarr, der seine Pferde sogar in seine norddeutsche Heimat verkaufte (siehe auch „Carl Philipp Paul Beckmann“). Sein zweites Steckenpferd aber war auch die Bullenzucht, mit der er gleichfalls große Zuchterfolge vorzuweisen hatte. 75 Plaketten sind noch heute im Gutsarchiv zu finden (davon 24 goldene Ehrenplaketten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft). Auch seine Nachfahren hatten stets ein großartiges Gespür für Tierzucht. Insgesamt spielen Tiere in der Familie Beckmann eine große Rolle; nicht nur in der Zucht, sondern auch als Arbeitstiere (bis zur Mechanisierung) und für die Jagd. Dabei war es immer ein Alleinstellungsmerkmal, dass die Tiere nie ausgenutzt, sondern immer gut behütet wurden. Alleine auf Gut Eglsee gab es beispielsweise im Jahr 1925 150 Rinder, 3 Zuchtbullen, 24 Pferde, 350 Schweine, 1000 Schafe und 100 Hühner, Enten und Gänse. Hinzu kamen Ziegen, Jagdhunde und die Bienenbewirtschaftung.

Carl Eugen Beckmann (Carl II.) hat sich vor allem der Rinderzucht und der Schafzucht gewidmet. Er übernahm für die Schafzucht umfangreiche Flächen im Pillmoos und führte die Wanderbewirtschaftung ein. 1916 kaufte er das Vorwerk Gschwendt bei Ascha, wo er seine umfangreiche Rinderzucht auf den wunderschönen Weiden des Vorderen Bayerischen Waldes aufbaute. Über 150 Rinder wurden alleine auf dem Weidehof gehalten – sogar das sog. Deutsche Holsteiner Rind, Braun- und Fleckvieh, aber auch Pinzgauer. Hinzu kam die Rinderhaltung auf Gut Eglsee, die auch für die Verwertung der sog. Kartoffelschlempe (Abfallprodukt aus der Spiritusbrennerei) notwendig war. Im Sommer waren die Tiere auf der Weide am Eglsee, im Winter im Stall gehalten.

Carl Heinrich Beckmann (Carl III.) führte die Pferde- und Rinderzucht fort, sein Hauptaugenmerk galt aber der Schweinezucht. Er baute 1966 dafür eigens einen Laufstall für 500 Schweine. Die Schweine hatten einen Auslauf – noch heute wäre der Stall ein Vorzeigeprojekt für Tierwohl. Während Carl Friedrich Max Beckmann (Carl IV.) die Tierhaltung zunächst intensiv fortführte, entwickelte sich in den 70-iger Jahren schnell die Konkurrenz aus dem Ausland. Fleisch musste immer billiger werden; zudem war der Fachkräftemangel an Schweizern (Tierpflegern) enorm. Die Schweinehaltung wurde 1974 eingestellt; die Rinderhaltung 1989. Lediglich Enten, Hühner und Gänse wurden noch in einem großen Hühnerauslauf gehalten.