Lanz-Bulldog – erste Traktoren in Bayern

Im Jahr 1922 wurde der erste Lanz-Bulldog auf Gut Eglsee angeschafft. Carl Eugen Beckmann (Carl II.) sah im Rahmen einer Vorführung auf der Deutschen Landwirtschaftsausstellung im Jahr 1922 in Frankfurt am Main den ersten Rohöltraktor und war sofort begeistert. Noch auf der Messe wurde der Kaufvertrag unterschrieben, obwohl es lediglich erste Prototypen gab. Die Berufskollegen waren zudem sehr skeptisch, ob die vorgestellte selbstfahrende Maschine ausgereift war und sich wirklich durchsetzen kann.

Der erste Lanz-Bulldog in Ostbayern war zwar technisch eine Revolution, aber in den ersten Jahren doch sehr reparaturbedürftig. Dennoch konnte die schwere Handarbeit nach und nach bei der Bestellung und Ernte der Felder durch die Maschine ersetzt werden. Bei dem ersten Einsatz des Bulldogs ist – begingt durch Funkenflug – sogar ein gesamtes Feld abgebrannt.

Lanz-Bulldog war die Verkaufsbezeichnung für Traktoren, die ab 1921 von der Lanz AG in Mannheim hergestellt wurden. Durch diese Schlepper prägte sich der Name Bulldog als umgangssprachlicher Name für einen Ackerschlepper ein. Der Erfolg des Ackerschleppers war seine Einfachheit und Robustheit: Der Motor war ein sog. Glühkopfmotor, ein selbstzündender Verbrennungsmotor mit innerer Gemischbildung und niedriger Verdichtung, der nach dem Zweitaktverfahren mit Kurbelgehäuseaufladung arbeitet. Um den Traktor zu starten, muss die sog. Glühnase, die sich im Zylinderkopf befindet, mit einer eigens eingebauten Lötlampe zum Glühen gebracht werden.
Mit dem Einsatz der Bulldogs begann der „Siegeszug“ des Ackerschleppers im Wettbewerb gegen die Pferde- und Ochsengespanne oder die wartungsintensiven Dampfmaschinen.

Ursprünglich wurden bereits ab dem Jahr 1882 durch die Heinrich Lanz AG amerikanische Maschinen in Deutschland vertrieben. Hauptsitz des Unternehmens war Mannheim; es gab aber eine weitere Niederlassung in Regensburg, um primär Produkte an das Fürstenhaus Thurn & Taxis zu liefern. 1867 begann beim „Lanz in Mannheim“ aber eine neue Ära: Es wurde eine eigene Handdreschmaschine entwickelt, die auch bei Lanz selbst hergestellt wurde. Lanz wurde so zum bekanntesten Dampfdreschmaschinenhersteller in Europa und verkaufte über 1,3 Mio. Stück. Bald wurde das Gelände der Firma zu eng, so dass man weit außerhalb der Stadt im Lindenhof eine neue Fabrik baute, wo bis heute (von John Deere) produziert wird. Das Unternehmen wurde im Jahr 1956 von dem amerikanischen Landmaschinenhersteller übernommen.

Die Produktion der Traktoren erfolgt heute in Nordamerika und Europa. Es gibt Werke in Mannheim, Zweibrücken und Bruchsal. Weitere Fabrikstandorte in Europa befinden sich in den Niederlanden (Pflanzenschutzgeräte), in Frankreich (Futtererntegeräte und Motoren) und in Finnland (Forstmaschinen).

Publikation: Marina Schönberger, Einsatz der ersten Traktoren im Gäuboden, Umsetzung Organisation und die daraus resultierenden Veränderungen am Beispiel von Gut Eglsee, TU München 2016.
(einsehbar in der Bayerischen Staatsbibliothek, Straubinger Stadtbibliothek und Gutskontor Eglsee)