Lanz-Bulldog
Im Jahr 1924 wurde der erste Lanz-Bulldog auf Eglsee angeschafft. Carl Eugen Beckmann (Carl II.) sah im Rahmen einer Vorführung auf der Deutschen Landwirtschaftsausstellung im Jahr 1922 den ersten Rohöltraktor und war sofort begeistert. Noch auf der Messe wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Auch wenn die Berufskollegen zunächst sehr skeptisch waren, ob die im Herbst 1921 vorgestellte selbstfahrende Maschine schon ausgereift war und sich wirklich durchsetzt, quittierte Carl Eugen die Bedenken lapidar mit dem Satz „Das muss ich tun“.
Der erste Lanz-Bulldog in Ostbayern war zwar technisch eine Revolution, aber in den ersten Jahren doch sehr reparaturbedürftig. Dennoch konnte die schwere Handarbeit nach und nach bei der Bestellung und Ernte der Felder durch die Maschine ersetzt werden.
Lanz-Bulldog war die Verkaufsbezeichnung für Traktoren, die ab 1921 von der Lanz AG in Mannheim hergestellt wurden. Durch diese Schlepper prägte sich der Name Bulldog als umgangssprachlicher Name für einen Ackerschlepper ein. Der Erfolg des Bulldog war seine Einfachheit und Robustheit. Der Motor wurde erstmals von dem Lanz-Ingenieur Friedrich Huber entwickelt. Dabei entwickelte er einen sog. Glühkopfmotor, der ein selbstzündender Verbrennungsmotor mit innerer Gemischbildung und niedriger Verdichtung ist und nach dem Zweitaktverfahren mit Kurbelgehäuseaufladung arbeitet. Um den Traktor zu starten, muss die sog. Glühnase, die sich im Zylinderkopf befindet, mit einer eigens eingebauten Lötlampe zum Glühen gebracht werden. Erst wesentlich spätere Varianten ließen sich mit Diesel starten.
Mit dem Einsatz der Bulldogs begann der Siegeszug des Ackerschleppers im Wettbewerb gegen die wartungsintensiven Dampfmaschinen. Die Heinrich Lanz AG war damals der deutsche Landmaschinenhersteller. Ursprünglich entstand der Mannheimer Standort als Zweigniederlassung der Spedition Johann Lanz aus Friedrichshafen am Bodensee. Ab 1862 wurde parallel eine Reparaturwerkstatt in Mannheim als zweites Standbein eröffnet. Durch eine Reise in die USA wurden ab 1864 auch amerikanische Maschinen durch Lanz vertrieben. 1865 gründete übrigens die Familie Lanz eine weitere Niederlassung in Regensburg, um primär Produkte an das Fürstenhaus Thurn & Taxis zu liefern. 1867 begann eine neue Ära: Es wurde eine Handdreschmaschine entwickelt, die auch bei Lanz selbst hergestellt wurde. Lanz wurde so zum bekanntesten Dampfdreschmaschinenhersteller in Europa und verkaufte über 1,3 Mio. Stück. Bald wurde das Gelände der Firma zu eng, so dass man weit außerhalb der Stadt im Lindenhof eine neue Fabrik baute, wo bis heute produziert wird. Dort wurde auch eine große Eisengießerei eingerichtet und ein eigener Wasserturm gebaut, die mittlerweile von John Deere genutzt werden. Das Unternehmen wurde im Jahr 1956 von dem amerikanischen Landmaschinenhersteller John Deere übernommen. Für Mannheim ist die Firma Lanz die erste große Industrieentwicklung gewesen und sehr eng mit dem Erfolg der Stadt verbunden – noch heute sehen viele Mannheimer die Fabrik noch als „ihren“ Lanz an.
Im Jahr 1837 entwickelte der Schmied John Deere in Illinois einen Pflug, der sich selbst reinigte. Dieses neue Verfahren bildete das Fundament für das Unternehmen Deere & Company. John Deere ist deswegen nicht nur der Name des Gründers, sondern auch die Marke des US-amerikanischen Unternehmens, die Weltmarktführer im Bereich Landtechnik bis heute sind. Zu den weiteren Produkten des Unternehmens gehören forstwirtschaftliche Maschinen, Baumaschinen und Geräte zur Rasenpflege. Im Jahr 1848 verlegte John Deere den Unternehmenssitz nach Illinois, da es dort mehr und besser ausgebildete Facharbeiter gab. Die Firmenfarben sind seit 1920 immer gleich geblieben und haben das typische Dunkelgrün mit gelber Aufschrift, was auf die Farben des Maises zurückgeht, der im Mittleren Westen sehr verbreitet ist. Das Logo zeigt seit 1873 den springenden Hirschen (english deer).
Die Produktion der Traktoren erfolgt neben Nordamerika auch in Europa. Es gibt Werke in Mannheim, Zweibrücken und Bruchsal. Weitere Fabrikstandorte in Europa befinden sich in den Niederlanden (Pflanzenschutzgeräte), in Frankreich (Futtererntegeräte und Motoren), in Finnland (Forstmaschinen) und in Russland (Sämaschinen).
Publikation: Marina Schönberger, Einsatz der ersten Traktoren im Gäuboden, Umsetzung Organisation und die daraus resultierenden Veränderungen am Beispiel von Gut Eglsee, TU München 2016.
(einsehbar in der Bayerischen Staatsbibliothek, Straubinger Stadtbibliothek und Gutskontor Eglsee)